Altstadt München

FÜR EIN LIEBENSWERTES UND KLIMARESILIENTES MÜNCHEN

München war einst ein Zentrum des Tromp l‘oeil. Nur noch Weniges erinnert daran, etwa das Stadtschreiberhaus, das Alte Rathaus – stark vereinfacht, auch Teile der Residenz. Dort wurden große Teile dem Zeitgeist geopfert, wie das vormalige Ridlerkloster, das durch eine Replik des florentinischen Palazzo Pitti ersetzt wurde.

Merian Stiche zeigen München auf dem Höhepunkt einer eigenständigen Stadtgestalt: Tromp l‘oeil Malereien auf Fassaden, die gekennzeichnet waren durch einen interessanten Wechsel verschiedenartiger Dachformen. Pultdächer, Zinnen Giebel, „Ohrwaschlhäuser“ und Grabendächer geben den Hintergrund der applizierten Malereien um das offensichtliche Epizentrum Münchner Architektur herum, dem Marienplatz. Spätestens mit dem Abbruch der Nordseite des Platzes und der Errichtung des Neuen Rathauses begann die Abkehr von einer eigenständigen Münchner Architektur. Der Historismus hatte, wie überall in Europa, Einzug gehalten.

Nachhaltig zerstört wurde das Erscheinungsbild des Marienplatzes dann durch die Beschädigung der Südfassaden im 2. Weltkrieg und deren anschliessendem Abbruch, um den Platz für den zunehmenden Verkehr zu ertüchtigen. Bei dieser Maßnahme wurde die Südfassade um ca. 5 m zurückversetzt, mit dem Ergebnis, dass nichts bei den Neubauten der 50iger Jahre an die glanzvolle Vergangenheit erinnert. Zaghafte Versuche, etwa beim Hugendubelhaus, durch Neuinterpretationen der Wandmalereien an diesen Teil der Stadtgeschichte wieder anzuknüpfen, wurden inzwischen revidiert.

Gerade der jetzige Zustand dieses Bereiches des Marienplatzes könnte einen interessanten Ansatz bieten, um die durchaus bemerkenswerte Münchner Architekturgeschichte wieder sichtbar zu machen: die 50iger Jahre Bauten als Hintergrund für eine Wiederaufnahme der Neuinterpretation der Malereien in Grisaille Technik. Auf der historischen Baulinie könnte eine Nachbildung – á la Potemkin – der historischen Fassaden mit einer Applikation von Tromp l´oeil Malereien entstehen, eine Situation, die nicht nur die Geschichte der Malerei und das Erscheinungsbild historischer Fassaden, sondern auch den Markt Petri (Laubengang, „finsteres Gewölbe“, als Pendant zum Markt Mariä auf der Nordseite des Platzes) wieder erlebbar machen könnte. Das würde insofern eine städtebauliche Schichtung im Spannungsfeld der Münchner Stadtgeschichte, also zwischen alt und neu, bedeuten. In dem 5 m breiten Zwischenraum könnten beleuchtete Glasstege angebracht werden, auf denen Begrünungen, kombiniert mit Wasser ein eigenes Mikroklima erzeugen. Die Aufenthaltsqualität der dahinterliegenden Häuser könnte dadurch verbessert werden.

Marienplatz Süd 2023
Marienplatz Süd 1572
Marienplatz Nordwest 1644 nach Merian

MARIENHOF
Bis zum 2. Weltkrieg war der Marienhof ein dicht bebautes mittelalterliches Viertel. Nach der Beseitigung der Kriegsruinen wurde er zu einer grünen Wiese, eingefasst von Bäumen. Nach dem letzten Wettbewerbsergebnis ist klar, dass dies auch so bleiben soll. Potential hat der Marienhof allerdings weitaus mehr. Das wird deutlich, wenn man sich die Luftaufnahme vor der Zerstörung des Viertels vor Augen hält, wie sie in der Ausstellung an der Baustelle der 2. Stammstrecke gezeigt wurde. Ziel des Wettbewerbs war es ja, neben der Möglichkeit der Erholung vom städtischen Getriebe, auch der Geschichte des Ortes gerecht zu werden. Insbesondere letzteres kann aber das Wettbewerbsergebnis nicht leisten.
Der geschichtsträchtige Ort bietet hingegen allerlei Ansätze. Gerade die oben erwähnte Dachlandschaft könnte eine gute Gelegenheit bieten, beidem gerecht zu werden: die Dachlandschaft könnte mittels eines Stahlgerüstes, das begrünt würde, wieder entstehen. Das böte die Möglichkeit durch die schattigen, grünen Gassen gehen zu können, was besonders in den Sommermonaten eine hohe Aufenthaltsqualität mit sich bringen könnte. Nebenbei könnten Hinweise auf die ausgegrabenen Artefakte das Erleben der urbanen Geschichte noch steigern. Den nördlichen Abschluss könnte eine streng geschnittene Lindenallee bilden, die für die dort einst verlaufende Stadtmauer der Heinrichstadt stünde. Gleichzeitig könnte eine Darstellung des hinteren Schwabinger Tores (Weinstrasse) und des vorderen Schwabinger Tores (Dienerstrasse) die Geschichte der Heinrichstadt wieder aufleben lassen.

HEINRICHSTADT
Der interessierte Besucher der Münchner Altstadt wird vor allem dann mit der Heinrichstadt konfrontiert, wenn er sich auf einer der Hauptachsen bewegt, etwa in der Kaufingerstrasse Richtung Stachus sich auf halbem Weg unversehens in der Neuhauserstrasse befindet. Ähnlich zwischen Wein- und Theatinerstrasse, Diener- und Residenzstrasse. Immer wechselt der Besucher von der Heinrichstadt in die Ludwigstadt und immer dort befand sich ein Stadttor der Heinrichstadt. Heute sind es leider nur noch 2 Strassenschilder, die auf diese Besonderheit, nämlich die Stadt in der Stadt hinweisen. Es ist dokumentiert, wie diese Stadttore einst aussahen. Man könnte an Stahlgerüsten die charakteristischen Elemente – in Weissbeton nachgebildet – einhängen, diese könnten auch, nach historischem Vorbild, bemalt sein. Der Rest wäre begrünt. In solcher Inszenierung bekäme jedes Tor, wie der alte Rathausturm, eine Glocke, sodass die Heinrichstadt nicht nur visuell, sondern auch akustisch wahrnehmbar wäre. Nachts könnten ausserdem die Tore mit einem Laserstrahl verbunden werden, der die Grenzen der Heinrichstadt am Himmel nachzeichnet. Ähnlich wie am Marienplatz könnten auch hier auf verschiedenen Ebenen Begrünungen mit Wasser punktuell ein eigenes Mikroklima erzeugen. Auf 5 Galerieebenen aus Glasböden, die sich zur Tormitte hin öffnen, sind die Pflanzen aufgestellt und geben in der Mitte den Blick in die Turmspitze frei, wo die Glocke hängt. Sitzgelegenheiten um einen Brunnen in der Tordurchfahrt könnten zum Verweilen einladen.

Gerade der jetzige Zustand dieses Bereiches des Marienplatzes könnte einen interessanten Ansatz bieten, um die durchaus bemerkenswerte Münchner Architekturgeschichte wieder sichtbar zu machen: die 50iger Jahre Bauten als Hintergrund für eine Wiederaufnahme der Neuinterpretation der Malereien in Grisaille Technik. Auf der historischen Baulinie könnte eine Nachbildung – á la Potemkin – der historischen Fassaden mit einer Applikation von Tromp l´oeil Malereien entstehen, eine Situation, die nicht nur die Geschichte der Malerei und das Erscheinungsbild historischer Fassaden, sondern auch den Markt Petri (Laubengang, „finsteres Gewölbe“, als Pendant zum Markt Mariä auf der Nordseite des Platzes) wieder erlebbar machen könnte. Das würde insofern eine städtebauliche Schichtung im Spannungsfeld der Münchner Stadtgeschichte, also zwischen alt und neu, bedeuten. In dem 5 m breiten Zwischenraum könnten beleuchtete Glasstege angebracht werden, auf denen Begrünungen, kombiniert mit Wasser ein eigenes Mikroklima erzeugen. Die Aufenthaltsqualität der dahinterliegenden Häuser könnte dadurch verbessert werden.

Marienhof (grün)
Heinrichstadt (gelb) mit Stadttoren (rot) Ludwigsstadt 1644 nach Merian

ZUSAMMENFASSUNG
Insgesamt soll durch die vorgestellten Massnahmen Münchnerisches gestärkt und dem drohenden Klimawandel begegnet werden, ohne das Stadtbild durch übermässige Pflanzmassnahmen zu verfremden, oder gar zu beeinträchtigen. Ähnlich wie durch den „Bosco verticale“ in Mailand werden, auf Basis stadtgeschichtlich bedeutender Münchener Bauten, Beiträge zur Verbesserung des Stadtklimas geleistet. Die von mir vorgeschlagenen Stadttore, sollen also kleine Oasen in der Steinwüste darstellen. Größere Maßnahmen könnten die von mir vorgestellte Südseite des Marienplatzes, der Marienhof, das Tal mit Bach und begleitender Bepflanzung und der begrünte Stadtgraben mit Wassergraben beim Isartor darstellen. Auf diese Weise könnte also nicht nur das historische Stadtbild der Altstadt gestärkt, sondern auch das Stadtklima nachhaltig verbessert werden.

Der Schöne Turm
Marienplatz
Marienplatz
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